Hi Sebastian,
vielen Dank, dass du deine sehr detaillierte Analyse hier mit allen teilst, das hilft wirklich allen anderen sehr! Allerdings kann ich noch nicht genau erkennen, welche Fehlerquelle jetzt wirklich die Ursache sein könnte:
Zum Impulsgeber/Zuleitung/Prellen
Ralf hat geschrieben:
da du das mit den Kondensatoren ja schon gecheckt hast, fällt mir nur noch
- Lage des Magneten, oder
- defekter Geber selbst oder
- Zuleitung ein.
Den
Kondensator hast da ja bereits ausgeschlossen.
Sebastian hat geschrieben:habe gestern mal die Kabel durchgemessen, aber nichts gefunden. Dann bin ich eine Runde gefahren und der Tacho zeigte nur noch "0" an. Heute noch einmal gemessen und der Impulsgeber war wirlich tot. Als ich ihn aus dem Getrieb gezogen gatte, war wieder ein Impuls vorhanden. Ich vermute jetzt den Fehler beim Reed-Kontakt oder dessen Justierung. --> Ich verwende einen 2mm Reed-Kontakt, stirnseitig aktiviert von einem 2mm Magnet. Habe dann nicht weiter geschraubt, sondern bin eine Runde gefahren. Bis 40 zeigte der Tacho jetzt korrekt an. Dann nur noch ca. die Hälfte.
Den
Geber hast du ja nun ausgetauscht, den kannst du jetzt sicher als Ursache ausschließen, oder?
Sebastian hat geschrieben:Insgesamt habe ich ca. 10% weniger km mit dem Tacho, als mit dem Navi gefahren (gemessen auf 300km).
Generell geht der Tacho also, aber sowohl in der Gesamtstrecke als auch bei der akt. Geschwindigkeit fehlen offensichtlich ein paar Impulse, richtig?
Die
Zuleitung hat du vermessen und bewegt, ohne Wirkung, kann man wohl auch ausschließen. Aber falls wirklich ein Kabelbruch vorliegen sollte, kannst du ihn nur unter Last (z.B. 200..500 mA) erkennen, weil nur dann eine größere/messbare Spannung am Kabelbruch abfällt. Ein Ohmmeter prägt aber nur << 1mA ein und wird fleißig einen niederohmigen Wert - auch über den Kabelbruch - messen (solange sich der oxidierte Kontakt auch nur leicht berührt). Aber da du ja auch ohne Geber+Zuleitung Effekte siehst, ist diese Ursache eher unwahrscheinlich - aber nicht ausgeschlossen. Evtl. sind es auch zwei Effekte, die sich überlagern?
Die
Lage/Qualität des Magneten kann ebenfalls übermäßiges Prellen erzeugen: Gerade ein sehr starker (Neodym-)Magnet kann die Metall-Lasche im Reedkontakt (unnötig) großen Kräften aussetzen, so dass diese mehrmals aufschlägt. An meiner BMW (einfacher SIGMA-Radgeber) habe ich beobachtet, das ich den Originalmagnet (Stiftförmig) leicht versetzt anbauen muss, um ein gutes stabiles Tachosignal zu bekommen. Aber so funktioniert er jetzt bei mir seit 12 Jahren. Wie gesagt, als Ursache nicht ausgeschlossen, aber du siehst ja auch ohne Geber/Zuleitung (die gleichen?) Effekte.
Zur
Filterung in der SIxO-Hardware (u.a. Grenzfrequenz) hat Arnold übrigens
hier schon einmal detailliert geschrieben.
Zur Signalaufbereitung in der Software
In der
Software ist die Messung so realisiert, dass sie die zeitl. Abstand zwischen
jedem am µController gelieferten Impuls (Interrupt-Eingang) misst und daraus die Geschwindigkeit berechnet. Es gibt keinen Plausibilitätsfilter: Wird '
0 km/h' angezeigt, so ist der Abstand zwischen zwei Impulsen entweder sehr groß (z.B. beim Langsamfahren < ~ 3km/h), oder es liegen gar keine Impulse vor. Ist die (HW-ungefilterte) Impulsrate sehr hoch, so kann der SIxO theroretisch bis 999 km/h anzeigen. Das kannst du bspw. sehen, wenn du die eingebaute
Fzg-Simulation aktivierst und den
Radumfang entsprechend hoch einstellst (Simulation wirkt direkt auf den Interrupt).
Einzig die Geschwindigkeits
anzeige wird per Software 'beruhigt' (schwacher Software-Tiefpass). Wirkung: Der angezeigte Wert 'flattert' nicht, einzelne fehlende Impulse führen nicht gleich zur Anzeige von
'0 km/h', und überzählige (Prell-) Impulse können die Anzeige nicht gleich auf bspw. '
380 km/h' erhöhen. Die Messung der Gesamt
strecke wird überhaupt nicht beeinflusst.
Ich sehe hier also keine mögliche Ursache zu deinem Problem.
Zum Störsignal Zündung
Wenn das o.a. Prellen als (Umbau-/Verschleiß/Alters-bedingte) Ursache ausfällt, bleibt am ehesten die neu (verlegte) Zündung & Einstrahlungseffekte:
Sebastian hat geschrieben:Mit der Anzeige hatte ich noch nie Probleme. Folgendes hatte ich über den Winter an meiner R100GS geändert.
- Umbau des SIXO auf das neue weiße Display
- Einbau einer neuen Zündung. Dafür musste ich eine Zündspule versetzen. Dies ist ein wenig näher am Kabel von Reed-Kontakt.
Allerdings ist das von dir beschriebene Verhalten bei den Tests mit dem Kabel in der Nähe der Zündung eher gegenteilig:
Sebastian hat geschrieben:Dazu habe ich meinen Geber einfach durch ein Kabel ersetzt und auf Masse gelegt:
1. Mit Gasstößen konnte ich ein paar Mal Geschwindigkeit bis weit über 200 km erzeugen.
2. Wenn ich das Kabel (ohne Masse) auf das Zündkabel legte konnte ich konstante Geschwindigkeiten erzeugen.
3. Wenn ich mit dem Kabel den Geber simulierte, also Masse an, aus…., bekam ich auch manchmal sehr hohe Geschwindigkeiten angezeigt. (Bei Masse aus)
Das Tacho-Signal
fällt also nicht aus oder wird reduziert (dein ursprüngliches Problem),
sondern wird künstlich erzeugt bzw.
erhöht! Beim Fahren sollte sich das also eher aufaddieren - bis zu Grenzfrequenz, wenn die SIxO-Hardware das wegfiltert. Sieht auf den ersten Blick also nicht so aus, als wenn die Störstrahlung die Ursache sein könnte.
Die Störsignal-Frage zielt evtl. eher auf den
Baustein IC11 - 74HCT4538D, der das Signal filtern soll:
Sebastian hat geschrieben:Meine Vermutung ist entweder:
a) dass die Eingänge empfindlicher sind als offensichtlich sichtbar. (Den Prozessor scheint es nicht zu stören. Der Sixo läuft ja). Aber Sobald ich an dem Drehzahleingang nur eine Leitung anschliesse und diese irgendwo am Fahrzeug liegt wird die Geschwindigkeitsanzeige beeinflusst - oder
b) dass der ganze Baustein (IC11->74HCT4538D über den die Eingänge geführt werden) beeinflusst wird und nur wenn mehrere Eingänge den Impuls bekommen dann auch die Ausgänge zum Prozessor aktiv werden.
Ich würde a) (Prozessor generell gestört) auch eher ausschließen.
Dagegen kann ich mir b) '
Übersprechen' sehr gut vorstellen - aber vermutlich eher
vor dem Baustein in Kabel/Stecker/Platine. Wenn das - hochfrequente -
Störsignal permanent vorliegt, wird der Baustein
niemals Impulse an den µController durchreichen
=> 0 km/h - plausibel!
Du könntest diese Ursache relativ leicht prüfen:
- Elektrik wieder in den ursprünglichen Problem-Zustand versetzen
- Fahr mit dem MRD los, z.B. >100 km/h,
- Auskuppeln, Motor aus - aber nicht Zündung aus!
- Schau, was der SIxO anzeigt
Wenn die Geschwindigkeit nun ok ist, liegt es eindeutig am Zündungssignal. Ist die Geschwindigkeit dann nicht ok, kann man die Zündung ausschließen - was schon mal ein großer Schritt wäre!
Falls es wirklich an der Zündung liegt, könnte Arnold evtl. noch Tipps geben, welche Hardware-Verbesserungen (Ferrit/Kabel/Masse/Elektronik/Eingangswiderstand/..) neben den von dir bereits getesteten noch möglich wären.
Sach mal bescheid, was bei deinem Fahrtest herauskam - ich bin gespannt.
Ralf